Stillen oder Flasche? – Alles, was Du wissen musst

30 Okt, 2019

Stillen oder lieber doch die Flasche geben? – Die ewige Diskussion

„Flüssiges Gold“, wird die Muttermilch im Volksmund immer wieder gerne genannt. Und zu Recht! Mit über 1.000 Inhaltsstoffen ist sie perfekt auf die Bedürfnisse des Babys angepasst und versorgt es mit den nötigen Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen. Dabei verändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch mit dem wachsenden Säugling, um alle Bedürfnisse stillen zu können. Das Immunsystem des Kindes wird gestärkt und es entwickelt einen natürlichen Abwehrschutz gegen Krankheiten. Kein Wunder also, dass die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, mindestens sechs Monate im Anschluss an die Geburt zu stillen. Doch die Vorteile des Stillens enden nicht bei der Muttermilch an sich: Es wirkt sich außerdem positiv auf die Rückbildung der Gebärmutter aus und fördert die Kieferbildung des heranwachsenden Kindes. Auch ist es so für Mutter und Kind möglich, eine noch intensivere Bindung aufzubauen. Viele Mütter denken deshalb an das Stillen als eine sehr innige und positive Zeit zurück.

Darüber hinaus hat das Stillen auch praktische Vorteile: Nach der anfänglichen Eingewöhnungsphase und dem Entstehen eines festen Rhythmus, mit dem Mutter und Kind gut zurechtkommen, ist das Anlegen der Brust simpler als das Vorbereiten oder Erwärmen des Fläschchens. Auch müssen sich Mamis und Papis keine Sorgen machen, ob ihr Liebling die Nahrung verträgt, oder doch auf gewisse Bestandteile der Milch allergisch reagieren könnte: Das Risiko von Verdauungsproblemen oder Bauchschmerzen ist geringer als bei der Ernährung mit der Flasche.


Und doch – wird Stillen überschätzt?

Mutter mit Baby

Die Meinungen über diese Frage gehen weit auseinander und werden vor allem in Foren und Stillgruppen gerne diskutiert. Von absoluten Stillfanatikern bis zu Frauen, die ihr Kind freiwillig mit der Flasche ernähren, ist jeder Standpunkt vorhanden. Tatsache ist allerdings, dass auch heute noch der gesellschaftliche Druck zu stillen auf jeder Mutter lastet. Diejenigen, die die Möglichkeit zum Stillen haben und sich dagegen entscheiden, können von Erfahrungen berichten, in denen sie von anderen Müttern und sogar qualifizierten Hebammen abschätzig behandelt wurden. Manche fordern sogar ein Gesetz in Deutschland, dass Säuglingen das Recht gibt gestillt zu werden – etwas, das zum Beispiel in Abu Dhabi auch heute noch rechtskräftig ist.

Dieser offensichtliche „Leistungsdruck“ hemmt Frauen oft und kann zu Komplikationen beim Milchgang führen. Eine Frühgeburt, komplizierte Entbindung oder ein Kaiserschnitt können ebenfalls zu Schwierigkeiten beim Milchgeben sowie zu schlimmen Brustentzündungen führen. Ein anderer Grund ist die Einnahme notwendiger Medikamenten, die nicht immer mit dem Stillen vereinbar sind. Sprich deshalb unbedingt vorher mit Deiner Hebamme oder Deinem Arzt ab, ob Deine Medikation beim Stillen unbedenklich ist.


Mit dem Stillen büßen Mütter außerdem einen Teil ihrer Autonomie ein. Da nur die Mutter stillen kann, muss sie immer präsent sein und bei jedem Hungerschrei bereitstehen. Zudem kann das Stillen Schmerzen verursachen.


Was bringt das Fläschchen als Alternative für Vorteile?

Die wohl bekannteste Alternative zum Stillen ist das Füttern mit dem Fläschchen. Und das nicht ohne Grund! Heutzutage ist die Zusammensetzung der Flaschennahrung weitgehend an die der Muttermilch angeglichen. So gibt es zum Beispiel auch unterschiedliche Arten Milchpulver für verschiedene Phasen der Entwicklung, sowie spezielle Sorten für Kinder mit Allergien oder Kuhmilchunverträglichkeit.

Zusätzlich ermöglicht das Fläschchen als ständiger Begleiter eine gewisse Flexibilität; die Mutter muss also nicht immer anwesend sein und bereitstehen. So hat der Vater die Möglichkeit, das gemeinsame Kind ebenfalls zu füttern und eine engere Bindung zu ihm aufzubauen. Praktisch ist das frühe Abstillen oder das Ernähren mit der Flasche von Beginn an besonders, wenn die Mutter möglichst schnell wieder ins Berufsleben einsteigen will. Natürlich wird so auch die Angst vor „kosmetischen Nachteilen“ und Veränderungen der Brust verringert.

Doch es gibt auch Nachteile, was die Flaschennahrung betrifft. Zum einen wird die passende Ausrüstung benötigt, denn der richtige Sauger ist äußerst wichtig für das Baby. Auch die Nahrung an sich kostet selbstverständlich Geld. Wenn man unterwegs ist, kann es schwierig sein, die Milch frisch zuzubereiten. Entgegen der ersten Annahme ist die fertige Nahrung also aufwendiger als das Stillen, vorausgesetzt Du hast als Mutter keine Hemmungen, in der Öffentlichkeit zu stillen.


Kind trinkt aus Fläschchen

Das Beste vereinen – die Zwiemilch-Ernährung

Zwillinge Zwiemilch Ernährung

Manche werden sich jetzt wohl denken – warum kombiniert man beide Varianten nicht einfach? Viele Frauen nehmen diese Möglichkeit bereits in Anspruch, denn die Zwiemilch-Ernährung vereint die Vorteile der vorherigen Arten. Das Abpumpen und spätere Füttern mit Muttermilch ist eine Möglichkeit, die zu mehr Flexibilität und Autonomie verhilft – ebenso wie bei der fertigen Babynahrung. Bei Müttern, bei denen die Milch nicht ausreicht oder die Zwillinge ernähren müssen, ist diese Methode besonders beliebt. Man gibt je nach Situation die Brust oder füttert mit dem Fläschchen zu. So bekommt das Kind alle nötigen Nährstoffe, die Nähe zur Mutter ist gegeben, aber auch der Vater kann das Kind füttern und ist nicht auf die ständige Anwesenheit der Mutter angewiesen.

Allerdings können auch hier Probleme auftreten. Nicht jedes Kind kommt mit dem ständigen Wechsel von Brust und Sauger klar, da diese verschiedene Saugtechniken erfordern. Beim Saugen an der Flasche entsteht bspw. ein starkes Vakuum, wodurch das Kind sich nicht sonderlich anstrengen muss, um an Nahrung zu gelangen. Diese vereinfachte Nahrungsaufnahme führt jedoch schnell zu einer Überfütterung. Ebenfalls besteht die Gefahr der Saugverwirrung: Das Baby hat Schwierigkeiten beim Saugen aus der Brust und verweigert sie schließlich ganz. Es wird also empfohlen, wenn möglich, den Säugling erst mal an das Brusttrinken zu gewöhnen.


Stillen, Fläschchen oder Zwiemilch-Ernährung: Dies ist zu beachten

Wenn Du Dich für die Ernährung aus der Flasche entscheidest, ist der beste Ersatz für Muttermilch die Pre-Nahrung, die annähernd überall erhältlich ist und meist aus Kuhmilch gewonnen wird. Bitte sieh davon ab, Dein Kind mit Milch zu füttern, die nicht für Säuglinge bestimmt ist. Flaschen und Sauger sollten immer sauber sein und ausgekocht werden. Außerdem sollte für die Zubereitung, besonders in der Anfangszeit, abgekochtes Wasser verwendet werden. Damit senkst Du das Infektionsrisiko und gehst sicher, dass Dein Baby die angebotene Nahrung auch gut verträgt. Auch das Füttern mit Muttermilch anderer Mütter ist keine zu empfehlende Option, da diese nicht auf die Bedürfnisse Deines Kindes abgestimmt ist und so ein Gesundheitsrisiko besteht. In allen Fällen empfehlen wir die Beratung durch Deine Hebamme oder den Arzt Deines Vertrauens. Ob Du abstillen willst, eine Zwiemilch-Ernährung bevorzugst oder von vornherein das Fläschchen geben willst, professioneller Rat ist in jedem Fall empfehlenswert.

Besonders wichtig ist natürlich auch die Unterstützung durch Dein Umfeld – anstatt unerfüllbare Erwartungen an Dich selbst zu stellen und damit unnötigen Stress heraufzubeschwören, können Partner, Familie und Freunde durch liebe Worte oder Gesten ihre Unterstützung zeigen.




Liebste Grüße,

Dein Schnullerketten-Liebe Team ♥