Sekundäres Ertrinken –wenn ein harmloser Badeunfall plötzlich zur Lebensgefahr wird

12 Sep, 2020

Wenn im Sommer die Sonne brennt und die Temperaturen die 30 Grad erreichen, verbringen viele ihre Freizeit gerne am und im Wasser. Egal, ob am Urlaubsstrand, dem heimischen Badesee, im städtischen Freibad oder dem Pool im eigenen Garten – das kühle Nass lockt Groß und Klein! Gerade mit Kindern bietet ein Ausflug zum See oder ins Freibad die perfekte Freizeitgestaltung für die heißen Sommertage. Doch auch zu allen anderen Jahreszeiten ist Baden oder Schwimmen bei Kindern häufig beliebt. Während die Kinder zufrieden plantschen, können Eltern sich entspannt zurücklehnen und die Seele baumeln lassen. Aber Achtung! Lasst Euer Kind dabei niemals unbeaufsichtigt! Gerade Wasser ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Kinder, auch wenn sie bereits schwimmen können.


Ertrinken nach dem Baden – eine reale Gefahr

Kind im Wasser

Jeder kennt die typischen Szenen aus Hollywoodfilmen, in denen jemand im Wasser, strampelnd und mit den Armen um sich schlagend, um Hilfe ruft, um vor dem Ertrinken gerettet zu werden.
Die Realität sieht leider anders aus – Kinder und auch Erwachsenen ertrinken lautlos.
Aber, um jetzt nicht in Panik zu geraten, Badeunfälle mit tödlichem Ausgang, passieren sehr viel seltener als beispielsweise tödliche Verkehrsunfälle.
Dem heutigen Tag der ersten Hilfe zum Anlass, wollen wir Euch über eine Gefahr des Ertrinkens informieren, die vielen Eltern noch unbekannt ist: „Sekundäres Ertrinken“.

Wenn ein Kind beim Plantschen, in einem kurzen Moment mit dem Kopf unter Wasser gerät und dabei eventuell eine größere Menge Wasser schluckt, ist das in der Regel nicht tragisch. Die meisten Kinder Husten ein paar Mal und danach ist der Zwischenfall dann schon wieder vergessen. Was viele jedoch nicht wissen: Kinder können auch noch mehrere Stunden nach einem Badeunfall ertrinken! Diese Art des Ertrinkens, bezeichnet man als sogenanntes „ sekundäres Ertrinken“.


Natürlich sollte man nicht, sobald das Kind versehentlich zu viel Wasser geschluckt hat, jedes Mal zum Arzt rennen oder sogar den Notarzt rufen. Wie schon erwähnt, ist das in der Regel nicht weiter schlimm. Dramatisch wird es erst, wenn das Kind Wasser eingeatmet hat, sich also Wasser in der Lunge befindet. Wir klären auf, worauf Eltern nach einem vermeintlich harmlosen Badeunfall achten sollte, um frühzeitig die Anzeichen des sekundären Ertrinkens zu erkennen.


Den Begriff „Sekundäres Ertrinken“ gibt es gar nicht – die Erklärung

Vorweg muss man sagen, dass der Begriff „sekundäres Ertrinken“ veraltet ist und von der WHO aus der Definition vom Ertrinken, vor einigen Jahren entfernt wurde, da er zu unpräzise ist. Die WHO hat sich bei ihrer Definition ausschließlich auf zwei Arten des Ertrinkens festgelegt – Ertrinken mit oder ohne Todesfolge. Laut WHO Definition gibt es sekundäres Ertrinken also gar nicht. Wissenschaftlich korrekt spricht man heute somit eher von einem Lungenödem oder „Wasser in der Lunge“. Im Volksmund und auch bei vielen Medizinern, hält sich der Begriff des „sekundären Ertrinkens“ jedoch hartnäckig. Wir finden: Eine Aufklärung zu dem Thema ist trotz aller Begriffsstreitigkeiten durchaus wichtig! Wir möchten Euch Eltern jedoch nicht in Angst versetzen und weisen deshalb darauf hin, dass dies eine sehr seltene Komplikation nach harmlosen Badeunfällen ist und lediglich 1 bis 2 % aller Ertrinkungsunfälle ausmacht.

Was ist „sekundäres Ertrinken“ und worauf sollten Eltern achten?

Zuerst einmal sollte man Wissen, dass bei dem sogenannten „sekundären Ertrinken“ eine gewisse Menge Wasser in die Lunge gelangt und dort die Lungenbläschen schädigt, wodurch es dann im Verlauf zu einer Entzündungsreaktion oder einem Ödem kommt, das den Gasaustausch beeinträchtigt. Die Sauerstoffversorgung des Körpers verschlechtert sich und führt im Lauf der Stunden dazu, dass körpereigene Flüssigkeit aus dem Blut in die Lunge übertritt. Am Ende kann dies dann zum Erstickungstod führen.

Wenn Euer Kind nun versehentlich Wasser geschluckt hat braucht, Ihr euch nicht jedes Mal sofort zu sorgen, dass im Nachhinein etwas Schlimmes, wie das sekundäre Ertrinken, eintritt. Wichtig ist es, sein Kind nach dem Vorfall erst einmal eine Weile zu beobachten. Treten Stunden nach dem Unfall Symptome auf, wie…

  • wiederholtes starkes Husten,
  • eine schnelle oder unregelmäßige Atmung,
  • starke Müdigkeit,
  • Teilnahmslosigkeit,
  • verändertes Verhalten,
  • Schmerzen in der Brust
  • oder sogar eine bläuliche Verfärbung der Lippen,

…dann solltet Ihr mit Eurem Kind unbedingt in die kinderärztliche Notaufnahme! Nach einem langen Badetag ist es jedoch normal, dass Kinder müde und erschöpft sind. Da sich sekundäres Ertrinken häufig besonders durch verändertes Verhalten äußert, kann dies bei Eltern zu Verunsicherung führen. Deshalb raten Wir: Sollte es einen „kritischen Vorfall“ gegeben haben, ist es ratsam sein Kind in der nächsten Nacht nicht aus den Augen zu lassen und bei eventuellen Auffälligkeiten der Atmung, diese die nächsten 24 Stunden regelmäßig zu überprüfen. Wer sein Kind aufmerksam begleitet wird frühzeitig die Anzeichen erkennen um im Notfall schnell handeln zu können!

Liebste Grüße,
Dein Schnullerketten-Liebe Team ♥