Knuddeln, Schmusen, Kuscheln: Am 21.01. ist Weltknuddeltag!

21 Jan, 2020

Mit dem Tastsinn die Welt entdecken

Körperkontakt macht glücklich. Jemanden zu umarmen oder beispielsweise massiert zu werden, wird von den meisten Menschen als positiv wahrgenommen und schafft ein wohliges und angenehmes Gefühl. Dass wir Berührungen wahrnehmen können, verdanken wir unserem Tastsinn. Er spielt eine entscheidende Rolle für uns und ohne ihn auszukommen ist unvorstellbar. Doch wie jeden anderen unserer Sinne, mussten wir auch diesen erst entwickeln.

Bereits im Mutterleib beginnen Babys ihren Tastsinn zu entdecken und auszubilden. In der Gebärmutter bewegt und dreht sich der Embryo und spürt ein angenehmes Streicheln, indem er den Bauch der Mama berührt. Er greift nach der Nabelschnur oder tastet die eigenen Hände und Füße ab, wodurch ein Gefühl für Berührungen entwickelt wird. Bei Zwillingen konnte man sogar beobachten, dass sie sich ab der 14. Schwangerschaftswoche gegenseitig ertasten, das Gefühl des Berührens erforschen und erste Kuscheleinheiten erleben. Es ist deshalb nicht überraschend, dass der Tastsinn bei der Geburt am weitesten entwickelt ist. Auch nach der Geburt spielt er eine besonders wichtige Rolle im Leben des Babys, denn mit dem Tastsinn kann es die Welt entdecken.

Sei es die eigene Schnullerkette, ein Greifling oder Kuscheltier, Babys greifen nach allem, was sie sehen, um Neues und bereits Bekanntes zuordnen zu können. Sie erleben das erste Mal das Gefühl von kalter Luft, oder das schöne, warme Gefühl des Wassers beim ersten Baden. Sie lernen mit ihren Händen Formen zu erkennen, wenn sie mit Holzklötzen spielen und erfahren, was genau der Unterschied zwischen streicheln und kitzeln ist.

Auch Emotionen werden von Babys durch Berührungen wahrgenommen. Wenn Mama gestresst ist und das Baby viel zu schnell anzieht oder Papa genervt die Windeln wechselt, erkennt das Kleine den Unterschied zu ihren normalen Verhaltensweisen und wird unruhig. Müttern wird deshalb auch empfohlen, beim Stillen für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen, denn Babys neigen häufig dazu die Brust zu verweigern, wenn sie eine angespannte Stimmung wahrnehmen.

Berührungen sind für Babys außerdem ein Mittel der Kommunikation, lange bevor sich ihre Sprache entwickelt. Babys testen die Reaktionen ihrer Umwelt mit Bewegungen und lernen so erstmals Zusammenhänge, zwischen verschiedenen Handlungen kennen. Drückt ein Baby mit seinen kleinen Händen den Finger der Mama und wird angelächelt, begreift es, dass dies eine positive Reaktion ist und beginnt ebenfalls zu lächeln. So kommuniziert es mit seiner Mama, ganz ohne Worte.

Bevor Babys zu sprechen beginnen, brauchen sie also die Berührungen um ihre Umwelt zu entdecken, zu verstehen und um mit ihr zu kommunizieren.

Schmuseeinheiten als Balsam für die Seele

Nicht nur am Weltknuddeltag, auch an allen anderen Tagen genießen Babys die gemeinsamen Schmuseeinheiten mit ihrer Familie. Sie genießen die Wärme und Berührungen und vor allem, die Liebe und Geborgenheit, die ihnen in diesen Momenten entgegengebracht wird. Doch die Kuscheleinheiten sorgen nicht nur dafür, dass das Baby sich in diesem Moment wohlfühlt, sie wirken als Balsam für die Seele und sorgen für eine gesunde Entwicklung. Durch Körperkontakt wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Oxytocin kennt man in der Umgangssprache auch als das „Kuschelhormon“. Es löst ein warmes, wohliges Gefühl aus und stärkt die emotionale Bindung zwischen den Eltern und ihrem Baby.

Auch körperlich wirken sich Schmuseeinheiten mit Mama und Papa positiv auf das Kind aus. Babys beruhigen sich schneller, wenn sie in den Arm genommen werden, ihre Atmung wird regelmäßiger und ruhiger, sie entspannen sich und genießen die Aufmerksamkeit, die ihnen geschenkt wird. Auch der Schlaf des Babys wird dadurch positiv beeinflusst, weshalb viele Eltern sich für ein Familienbett entscheiden. Körperliche Nähe hat nicht nur kurz-, sondern auch langfristig positive Effekte auf das Baby. Sie kann die Stressresistenz stärken und somit dazu beitragen, dass später ein glücklicher Mensch heranwächst, der die Herausforderungen des Lebens und des Alltags leichter meistert.

Kuscheln ist die beste Medizin

Auch wenn Knuddeln für die meisten einfach ein schöner Weg ist, seinem Kind zu zeigen, wie lieb man es hat, haben die Kuscheleinheiten tatsächlich auch gesundheitliche Auswirkungen.

In einem grauenvollen Experiment mit Affenbabys in den 50er Jahren, wurde diese Theorie von dem US-Psychologen und Verhaltensforscher Harry Harlow erstmals bestätigt. Zwei Rhesus Äffchen wurden von ihren leiblichen Müttern getrennt und bekamen stattdessen zwei Attrappen als Mutterersatz. Auf der einen Seite eine Stoffmutter, die sie nicht ernähren, aber dafür Wärme und Geborgenheit spenden konnte, auf der anderen Seite eine Mutter aus kaltem Draht mit Ernährungsfläschchen.
Die Äffchen ernährten sich zwar bei der Drahtmutter, verbrachten aber die restliche Zeit bei der Stoffmutter. Selbst wenn sie erschreckt wurden, rannten sie zur Stoffmutter und das, obwohl sie sie nicht ernähren konnte. Dieses Experiment bestätigte, wie wichtig es ist, dass Kinder Liebe, Wärme und Geborgenheit von ihren Eltern bekommen. In einem anderen Experiment wurde nachgewiesen, dass von der Mutter isolierte Affenbabys komplett verhaltensgestört aufwuchsen und zur eigenen Aufzucht von Nachwuchs nicht fähig waren.

Körperliche Nähe ist entscheidend für das emotionale Wohlbefinden. Babys aus schwierigen familiären Verhältnissen, die emotional vernachlässigt wurden, entwickeln z. B. häufig ein schwächeres Immunsystem. Beim Heranwachsen können körperliche und psychische Leiden hinzukommen. Auch bei Kindern mit Verhaltensstörungen ist es durchaus möglich, dass sie als Baby zu wenig Nähe und Liebe erfahren haben. Im Allgemeinen haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass bei menschlichen Säuglingen die mentale, physische und emotionale Entwicklung stagniert, wenn sie nicht von Geburt an mit Liebe und Geborgenheit aufwachsen.

Affenmutter knuddelt Baby

Wer diesen Risiken entgegenwirken will, sollte deshalb nach dem Motto „Kuscheln ist die beste Medizin“ für viel Körperkontakt und Nähe sorgen und so die besten Voraussetzungen für ein gesundes und glückliches Leben seines Kindes schaffen.