Geschlechtsneutrale Erziehung – Sinnvoll oder bloß Genderwahn?

13 Jul, 2020

Geschlecht und Geschlechterrollen sind ein Thema, dass die Massen bewegt: manche demonstrieren dafür auf der Straße, manche schreiben Bücher dazu und wieder andere fangen zu Hause an und passen ihren Erziehungsstil an das Trendthema an. Prinz Harry und seine Meghan tun es angeblich auch. Doch was bedeutet das, sein Kind „genderneutral“ zu erziehen?
Wir haben uns das aktuelle Thema der geschlechtsneutralen Erziehung mal etwas genauer angeschaut. Denn Geschlechter und damit verbundene Stereotypen schleichen sich in jeden Alltag, bewusst oder unbewusst. Was kommt Dir als erstes in den Sinn, wenn Du an das perfekte Kinderzimmer für ein Mädchen oder einen Jungen denkst? Ganz richtig!



Was bedeutet geschlechtsneutrale Erziehung?

Bedeutet geschlechtsneutral auch gleichzeitig geschlechtslos? Nein, auf keinen Fall. Aber zu dem Thema kommen wir später noch.
Geschlechtsneutrale Erziehung meint einen Erziehungsstil, völlig unabhängig vom Geschlecht des Kindes. Es gibt also keine Aufteilung in Pink und Blau oder Prinzessin und Ritter. Vor allem in den skandinavischen Ländern wird diese Art der Erziehung immer mehr zum Trend. Ziel ist es, dass sich das Kind unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen, Stereotypen und Rollenbildern entwickeln kann. Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt – jedes Kind soll selbst darüber entscheiden, womit es spielt und welche Kleidung es tragen möchte.


"Freunde" statt Mädchen und Jungen: Schweden macht’s vor

Egalität, also politische und soziale Gleichheit, steht in Schweden sehr im Fokus. Seit 2008 wurden 12 Millionen Euro ivestiert, um traditionellen Geschlechterrollen an Schulen und in Kindergärten entgegenzuwirken. So wurde 2010 die geschlechtsneutrale Vorschule „Egalia“ in Stockholm ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projekts wurde das geschlechtsneutrale Pronomen „hen“ eingeführt, das eine Kombination aus „han“ (er) und „hon“ (sie) darstellt. Die Worte „Mädchen“ und „Jungen“ werden nicht benutzt und durch „Freund(e)“ ersetzt.
Die Bücher, die auf dem Plan stehen, behandeln lediglich gleichgeschlechtliche Paar, Alleinerziehende und Adoptivkinder. Selbst die Puppen sind geschlechtsneutral und unterscheiden sich nur in ihren Gesichtern – die mal traurig, mal wütend oder eben glücklich aussehen. Die Jungen werden nicht aktiv aufgefordert stark zu sein und die Mädchen werden nicht darauf getrimmt besonders zart zu sein. Jungs dürfen Puppen spielen und Mädchen Fußball – ganz ohne Kommentar von außen. Es wird also versucht, alle Einflüsse zu eliminieren, die dem Kind aufgrund seines eigenen Geschlechts eine bestimmte Rolle nahelegen oder gar aufdrücken könnten.


Freunde

Chancen für Geschlechtergleichheit oder Gefahr?

Selbstbestimmung der Kinder – also die eigene Entscheidung darüber, was und wie sie sein wollen – klingt fair. Es geht nicht darum, Mädchen zu Jungen oder Jungen zu Mädchen zu erziehen – es sollen ihnen einfach alle Freiheiten gelassen werden. Es ist also völlig okay, wenn sich ein Junge „jungenhaft“ verhält, gerne blau trägt, mit Dinos spielt mit Freunden rauft. Genauso okay ist es aber auch, wenn er in seiner Kinderküche Kuchen backt, einen Puppenwagen schiebt und ein rosa T-Shirt tragen möchte. Sämtliche Entscheidungen und Präferenzen sind dem Kind überlassen und können sich von Tag zu Tag ändern.
Befürworter der geschlechtsneutralen Erziehung mussten sich bereits vorwerfen lassen diese Art der Erziehung würde “geschlechtsblind” machen und Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern würden ignoriert werden. Was jedoch nicht im Sinne der geschlechterneutralen Erziehung ist. Das biologische Geschlecht soll keines Falls totgeschwiegen, sondern viel mehr verdeutlicht werden, dass die Kinder keine Angst vor Einschränkungen haben brauchen und sie auch keinem klassischen Stereotypen entsprechen müssen. Und tatsächlich – eine Studie der schwedischen Universität in Uppsala hat gezeigt, dass Kinder aus geschlechtsneutralen Vorschulen weniger stereotypisches Denken zeigten und eher mit Kindern des anderen Geschlechts spielen als die Vergleichsgruppe aus einer konventionellen Vorschule. Außerdem sind diese Kinder durchaus in der Lage, das Geschlecht eines unbekannten Kindes zu bestimmen, greifen dabei jedoch weniger auf stereotypische Merkmale zurück.
Tatsächlich haben weitere Studien gezeigt, dass eine geschlechtsspezifische Erziehung viel eher negative Auswirkungen auf das Kind haben kann, wie das Journal of Adolescent Heath berichtete. Kinder, die mit sehr strikten Geschlechtsvorstellungen erzogen werden, zeigen während und nach ihrer Jugend ein erhöhtes Risiko für körperliche und mentale Gesundheitsprobleme.


Geschlechtsneutrale Erziehung

Kinder ganz ohne Geschlecht aufziehen – geht das?!

Wem jedoch die genderneutrale Erziehungsform nicht ausreicht, der kann es machen wie die Eltern von Zoomer aus den USA – einem Kind, das weder weiblich noch männlich ist. Kyl und Brent Meyer halten das biologische Geschlecht seit Zoomers Geburt geheim und haben nur die engsten Angehörigen eingeweiht. „Zoomer wird wahrscheinlich im Alter von drei oder vier Jahren ein Geschlecht wählen“, schreibt Kyl auf ihrem Blog „Raisingzoomer“, wo sie über geschlechtsneutrale und geschlechtskreative Erziehung informiert.
„Gender Creative Parenting“ wird das ganze genannt und gewinnt vor allem in Amerika immer mehr Beliebtheit. Um gesellschaftliche Erwartungen und geschlechtsspezifische Geburtsgeschenke zu vermeiden bleibt das biologische Geschlecht in den ersten Jahren verborgen und das Kind bekommt einen geschlechtsneutralen Namen.
Kritiker befürchten, dass Kinder wie Zoomer vermutlich irgendwann unter ihrer «genderkreativen» Erziehung leiden könnten. Denn wenn sich das Kind langfristig keinem Geschlecht zugehörig fühlt könnte genau das passieren, was eigentlich mit dieser Erziehungsmethode vermieden werden soll – das Gefühl des Anders-seins führt zu Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung und endet in einer Identitätskrise.



Der Erziehungsstil bleibt eine persönliche Entscheidung

Es lässt sich nun drüber streiten, ob es wirklich notwendig ist, in der Vorschule eine neue Sprache zu entwickeln und ob es sinnvoll ist, die jeweils „typischen“ Merkmale des anderen Geschlechts zu fördern, da hier genau genommen wieder dem Kind die Freiheit genommen wird, selbst zu entscheiden. Und „Gender Creative Parenting“ stellt natürlich ein sehr extremes Beispiel für geschlechtsneutrale Erziehung dar.
Letzten Endes bleibt die Erziehung natürlich den Eltern selbst überlassen. Es ist immer schön, wenn Kindern alle Möglichkeiten des Ausprobierens gelassen werden, allerdings werden Eltern wohl kaum größeren Schaden anrichten, wenn sie ihrer Tochter lieber ein pinkes, statt ein blaues Shirt anziehen. Schließlich sind auch Farben Definitionssache – der eine würde Grün eher den Jungen, der andere vielleicht eher den Mädchen zuordnen.
Fakt ist: Kinder kommen früher oder später eh in Berührung mit geschlechtsspezifischen Stereotypen. Eltern haben dann die Aufgabe, ihren Kindern klar zu machen, dass ein bestimmtes Verhalten nichts mit dem Geschlecht zu tun hat. So kann einem Jungen erklärt werden, dass Ballett oder Backen keine reine „Mädchensache“ ist. Wer also fern von Schwarz und Weiß, Blau und Pink oder Mädchen und Junge seine Erziehung angehen will, wird dazu gerne ermutigt. Schließlich hat sich gezeigt, dass sich Kinder bei einem gesunden Mittelweg sehr gut entwickeln.


Liebste Grüße,
Dein Schnullerketten-Liebe Team ♥

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